Pippi wie sie leibt und lebt
kinder.musical.theater Storchen inszeniert den Kinderbuchklassiker auf Schweizerdeutsch
Regisseurin Bettina Kaegi ist es einmal mehr gelungen, für alle Kinder im Theaterstück eine passende Rolle zu finden. Und die Kinder überzeugen mit grosser Textsicherheit und guten schauspielerischen Leistungen. Die Hauptdarstellerin verkörpert Pippi extrem überzeugend.
Storchen Hüpfend, singend, zappelnd und manchmal etwas vorlaut: So wie man Pippi Langstrumpf in Erinnerung hat, so tritt sie auch im kinder.musical.theater Storchen im Stück Pippi in Taka-Tuka-Land auf. Nicht nur bei der Figur Pippi, sondern auch bei der sie verkörpernden Schauspielerin könnte man zwischenzeitlich vergessen, dass sie noch ein Kind ist, so souverän und abgeklärt tritt sie auf. Das gilt nicht nur für die eigentliche Inszenierung. Es ist besonders beeindruckend, wie die Hauptdarstellerin nach dem Stück auf die Kinder im Zuschauerraum zugeht, diese mit auf die Bühne nimmt und wie eine geübte Prominente für Fotowünsche posiert. Doch nicht nur Pippi kann in der St.Galler Inszenierung von Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker gefallen. Selbstverständlich sind auch Tommy und Annika sowie eine gesamte Piratenbande mit von der Partie. Eine erstaunliche Leistung gelingt auch den beiden Mädchen, welche die Polizisten Kling und Klang verkörpern und dabei alles synchron sprechen. Weder Kling, noch Klang fällt je aus dem Rhythmus und so ist jedes Wort gut zu verstehen. Im Gegensatz zu den Verfilmungen sind die Polizisten in der St.Galler Version nicht dümmlich. Rico Bühler hat eigens für die St.Galler Fassung eine Mundart-Version geschrieben.
«Hey Pippi Langstrumpf»
Keines der Kinder hat während des rund 70-minütigen Stücks einen erkennbaren Hänger. Auch längere Dialoge gelingen problemlos ohne Hacker und Unsicherheiten; die hohe Textsicherheit der sehr jungen Schauspielerinnen und Schauspieler im Storchen beeindruckt erneut. Textsicher zeigt sich auch Kurt Wettstein, der einmal mehr als einziger Erwachsener im Kinderensemble mitspielt und dieses Mal Efraim Langstrumpf verkörpert, den Vater von Pippi und König der Südsee. Mit seiner Piratenbande im Schlepptau holt er Pippi und ihre Freunde in der Villa Kunterbunt ab und nimmt sie mit auf eine längere Reise ins Taka-Tuka-Land. Bei der neusten Inszenierung im kinder.musical.theater Storchen steht für einmal eher das Theater und weniger der Gesang im Zentrum, was dazu führt, dass die Spiellänge auch auf die Aufmerksamkeitsspanne der kleinsten Besucherinnen und Besucher ausgerichtet ist. Zweimal eine gute halbe Stunde Spielzeit werden mit einer Pause von 20 Minuten unterbrochen. Und wenn auch weniger gesungen wird als in anderen Aufführungen im Storchen: Allein schon das Titellied weckt Kindheitserinnerungen und sorgt überall im Saal für gute Laune. Das Stück wird mit Ausnahme der St.Galler Frühlingsferien immer samstags um 17 Uhr und sonntags um 15 Uhr aufgeführt. Weitere Informationen zu den Spieldaten und zum Vorverkauf sind unter zu finden. tb
St. Galler Nachrichten 17.03.2022